Alles beginnt 1973 in Dresden. Deutschland, Europa, die ganze Welt ist geteilt. Für immer und ewig wie es scheint. Trotzdem gibt sich Torsten Preuß damals das erste Indianerehrenwort seines Lebens: „Noch bevor der Eiserne Vorhang eines Tages fällt, bin ich schon auf allen 5 Kontinenten gewesen.“ Wo es für ihn am schönsten war, will er dann leben. Doch dann trifft er schon mit 15 die Liebe seines Lebens, mit der er den großen Traum zusammen verwirklichen will: Raus hier! Am besten so weit weg wie möglich. Auch wenn es schwer wird...
Aus dem „Tal der Ahnungslosen" einmal um die Welt bis nach Australien ist ein Stück fesselnde Zeitgeschichte, das die letzten Jahrzehnte einer ganzen Epoche beschreibt. Verpackt in die wahre Geschichte einer großen Liebe, die 1978 auf dem Abschlussball der Tanzschule beginnt. Im legendären Dresdner „Parkhotel", damals auch das „Hilton" genannt, als die Sehnsucht nach Freiheit auf die Macht der Liebe trifft. Wie beides zusammenkommt ist eine Geschichte, die ins Herz und ins Hirn geht - die schönste Erinnerung seit es Vergangenheit gibt. Ein Buch für die Ewigkeit. Lesen. Lieben. Lernen.
„Bevor der Eiserne Vorhang irgendwann fällt, bin ich schon auf allen fünf Kontinenten gewesen!“ Ich muss nicht mal lachen dabei. Obwohl es sogar zum Todlachen ist. Ein Blick genügt: „Wer kommt hier schon lebend raus?“. Aber dafür muss ich erst einmal Erwachsen werden…
Wir stehen immer abwechselnd. Ein Junge, ein Mädchen, ein Junge, ein Mädchen. Es dauert eine Weile, bis ich dran bin. Ein Mann, den ich nicht kenne, nimmt meine Hand in seine. Er hat feuchte Haut und Haare an den Fingern. Mit einem breiten Lächeln überreicht er mir ein Buch über das Leben in der DDR. Titel: ‚Sozialismus – Meine Welt!‘ Dazu bekomme ich von einer Frau, die ich auch nicht kenne, einen Strauß Blumen: „Herzlich willkommen im Kreis der Erwachsenen.“
Mit dem Spaß ist es danach vorbei. In meinem Kopf herrscht plötzlich ein gewaltiges Durcheinander. Meine Gedanken fahren Achterbahn. Ich würde am liebsten aussteigen, um in Ruhe darüber nachzudenken, ob ich gerade so etwas wie ‚Liebe auf den ersten Blick‘ erlebt habe. Aber ich muss tanzen…
…Budapest wird auch das „Paris des Ostens“ genannt. Es spielt an diesem Abend sogar ‚Kraftwerk‘, eine ziemlich berühmte Band. Dass sie überhaupt im Kommunistischen Lager auftritt, erscheint uns wie ein Wunder. Außerdem ist es der letzte Abend unserer ersten großen Reise allein zu zweit. Katrin und ich rechnen noch ein paar Mal hin und her, dann sagen wir einfach: „Los, scheiß auf die Kohle“.
Ich meine, das Mädchen mit 18 schwanger und Jungen mit 19 Vater werden, ist im langweiligsten Land der Welt nichts Besonderes. Aber ausgerechnet wir? Jetzt?? Hier??? Mitten in der Zone????
Der Bayrische Ministerpräsident Franz Josef Strauß will uns im Osten helfen. Es geht das Gerücht herum, dass die Genossen wieder mal pleite sind. Sie brauchen dringend ‚Valuta‘, wie sie das Geld des ‚Klassenfeindes‘ am liebsten nennen. Um es zu bekommen, soll Honecker Strauß versprochen haben, alle aus der Zone raus zu lassen, die einen Ausreiseantrag stellen… „Ist das unsere Chance?“
Ich setze mich auf die Terrasse eines Touristencafés, bestelle eine Cola und genieße, dass ich wirklich hier bin, im Schatten der weltberühmten Pyramiden. Afrika habe ich damit betreten. Nach Europa der zweite Kontinent auf den ich meinen Fuß gesetzt habe. Fehlen noch drei um das erste Indianerehrenwort meines Lebens zu erfüllen.
Ein „Treffen bei den Tschechen“ ist die einzige Möglichkeit, seine Freunde oder Verwandten, Bekannten oder eben seine Liebsten für ein paar Stunden oder Tage wiederzusehen. Obwohl der Abschied jedes Mal aufs Neue herzzerreißend ist. Als es wieder so weit sein muss, will ich am liebsten die ganze Welt in die Luft sprengen, aber Katrin küsst mich einfach ruhig…
Wenigstens können wir dem 40. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika live im Fernsehen zusehen. Er steht an einem Rednerpult direkt vor dem Brandenburger Tor und sagt Richtung Osten: „Mister Generalsekretär Gorbatschow, wenn Sie nach Frieden streben, wenn Sie Wohlstand für die Sowjetunion und für Osteuropa wünschen, wenn Sie die Freiheit wollen, dann kommen Sie hierher zu diesem Tor. Mister Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Mister Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!“
Offiziell sind für das Open Air auf einer großen Wiese am Rande Ostberlins 160.000 Karten verkauft wurden. Aber wie viele wirklich gekommen sind, kann nicht mal Bruce Springsteen selbst schätzen. Obwohl er als Frontmann den besten Blick hat, 300.000? Oder doch eher 500.000? Viele sogar mit USA Flaggen, ohne dass jemand eingreift. Er schaut über das Meer Menschen und sagt zur Begrüßung: „Es ist schön, in Ostberlin zu sein. Ich bin nicht für oder gegen eine Regierung. Ich bin gekommen, um Rock'n'Roll für euch zu spielen."
Das erste Ziel in dieser Nacht ist der Ku’damm. Der Tauenziehn ist von tanzenden und jubelnden Gesamtberlinern faktisch lahm gelegt. Autos aller bekannten DDR-Marken, Taxis deren Fahrer ihre Gäste kostenlos durch West-Berlin fahren, Motorräder und Fahrräder machen den Ku’damm in dieser Nacht zum Boulevard der gescheiterten Trennung. Tränen fließen, der Sekt spritzt und die Autohupen aller Marken rufen akustisch die Stunde null für Deutschland aus…
So bin ich weiter als Taz-Reporter in den Nachwendezeiten unterwegs, hauptsächlich im Osten Berlins. Dabei bekomme ich einen Tipp, der mich sofort wieder an unsere eigene Geschichte erinnert. So freut es mich doppelt, als ich nach ein paar Tagen Recherche meine erste ‚Enthüllungsgeschichte‘ schreibe. Sie steht am nächsten Tag in der Taz.
Wir geben alles auf, den Rest schmeißen wir weg und mit zwei Katzen unterm Arm und drei Rucksäcken auf dem Rücken verlassen wir nach 35 Jahren Deutschland und ziehen in eine Stadt am Meer. Ganz so, wie wir es uns immer gewünscht haben. „Never give up!“ Zur Belohnung empfängt uns Sydney 24 Stunden später mit einem traumhaften Blick über die vielen Strände der Millionenmetropole am Pazifik.
Wenn Torsten Preuß aus seinem Leben erzählt, fühlt man sich in eine abenteuerliche Romanhandlung versetzt: eine große Liebe, die Grenzen überwindet, der Traum, die kleine, enge DDR gegen die große Welt einzutauschen, der auf abenteuerliche Weise wahr wird, eine Bilderbuchkarriere vom Zerspanungsfacharbeiter zum Sternreporter und preisgekrönten Fernsehdokumentaristen. In Australien hat er daraus ein Buch gemacht…. Dresdner Morgenpost
Herr Preuß schreibt Geschichte Der Spiegel
Zwei Tage, zwei Nächte und das Buch hatte ich verschlungen Annette Grisebach
So spannend wie ein Karl May, allerdings nicht fiktiv, sondern damals die Realität Thomas Böhme
Zum Schluß des Buches drängt sich dem Leser die Frage auf, wie geht es weiter im Leben von Fam. Preuß? Andreas Lange
Geboren 1963 in Dresden, 1984 Ausreise nach West-Berlin, dort Bühnentechniker an der Berliner Schaubühne, 1992 Abschluss der Deutschen Journalisten Schule in München, danach Reporter für den Stern, Spiegel-Special und Kennzeichen D im ZDF.
1994 einer der Autoren der Großdokumentation „Chronik der Wende“, die den Adolf-Grimme-Preis in Gold bekommt und 1998 als Reporter der Berliner Zeitung zweimal für den Egon-Erwin-Kisch-Preis nominiert.
Danach Korrespondent in Australien. Dort hat er die ganze Geschichte aufgeschrieben...